Turmurkunde von 1926
Text der Turmurkunde von 1926:
lm Spätherbst des Jahres 1926, 4. Oktober bis 4. November wurde die Schieferbedachung des Turmes unterhalb des Helmes erneuert. Unternehmer der Arbeit war Dachdeckermeister Bernhard Wolf von Bayreuth. Seine beiden Gehilfen waren Ernst Schrepel aus Wurzbach (Thüringen) und Hans Barthel aus Langenfeld im Sächs. Vogtland. Die Kosten betrugen rund 3000 M.
Zugleich wurde auch der Knopf mit der Fahne abgenommen. Der Knopf wird mit Blattgold und die Fahne mit Staniol überzogen und zwar von dem Schreinermeister Kaspar Jaeger dahier Knopf und Fahne waren durch Gewehrkugeln verletzt und mußten vorher von Schmiedmeister Eberhard Küfner dahier repariert werden. Die Kosten hierfür betrugen rund 300 M. und wurden durch freiwillige Gaben aufgebracht.
Im Knopf fanden sich in einer Blechbüchse, wie sie früher die Schulkinder zur Aufbewahrung ihrer Schieferstifte gebrauchten, zwei Urkunden: eine von dem nunmehr in Bayreuth verstorbenen Pfarrer und Senior Julius Wilferth v. J. 1905 und die anders von Dachdeckermeister Wilhelm Wolf von Bayreuth. Die beiden Urkunden werden mit dieser neuen wieder im Knopf verwahrt. Die Ortsgemeinde Emtmannsberg hat z. Z. nur noch 279, die Gesamtkirchengemeinde 881 Seelen.
Während die alten Urkunden im Turmknopf ruhten, sind über unser 1. Vaterland schwere Stürme hinweggegangen. I. J. 1914 brach der ,,Weltkrieg" aus, in dem Deutschland mit seinen wenigen u. schwachen Verbündeten gegen eine Welt von Feinden zu kämpfen hatte. Trotzdem war es immer siegreich bis 1918. Zuletzt mußte es doch erliegen, weil die Übermacht zu groß war und weil in der Heimat im Rücken der Armee die Revolution ausbrach, welche die Fürstenhäuser wegfegte und unsagbares Elend über unser Volk brachte. Weil die Feinde uns unerträgliche Kriegskontributionen auferlegten und nicht nur das linke Rheinufer, sondern zuletzt auch das Ruhrgebiet besetzten, weil lndustrie u. Handel darniederlagen, brach unsere Geldwährung zusammen, so daß Ende 1923 erst 1 Billion Papiermark = 1 Gold = oder Friedensmark wert war. Als Probe dafür, was wir - für Geld hatten liegt ein Fünfhundertmillionenpapierschein bei. Nur langsam kann sich das Land erholen.
Deutschland ist zurzeit Republik. Reichspräsident ist jetzt Generalfeldmarschallvon Hindenburg. Das Reichsheer ist ein Söldnerheer und darf nur 100000 Mann stark sein.
Pfarrer in Emtmannsberg ist z. Z. Gottfried Riedelbauch und zwar seit 1. Dezember 1917. Lehrer mit dem Titel Oberlehrer ist z. Z. Peter Arneth, Kirchner Friedrich Porsch, Bürgermeister Johann Georg Schwenk. Bürgermeister in Schamelsberg ist G. Badewitz, in Lehen Friedrich Bauernfeind, in Unterölschnitz Johann Schwenk, in Hauendorf J. G. Schwenk in Troschenreuth. Der Kirchenvorstand besteht außer dem Pfarrer aus den Mitgliedern: Friedrich Bauernfeind u. Heinrich Dressendörfer in Lehen, Adam Zimmermann von Hauendorf, Heinrich Bauer jun. in Unter-, u. Konr. Raps von Oberölschnitz, u. Kaspar Jaeger hier. Die Kirchenverwaltung besteht aus den Mitgliedern: Gg. Dressendörfer, Kirchenpfleger dahier, Gg. Hammann, Lehen, Adam Holl jun. Troschenreuth, Johann Schwenk, Bgstr. i. Unterölschnltz, Th. Keller in Oberölschnitz, Joh. Phil.Dannreuther in Schamelsberg. Vorstand: Pfr. Riedelbauch.
Ich mußte mich beeilen, die Urkunde gar fertig zu schreiben. Die Schieferdecker warten schon.
Gott walte in Gnaden auch ferner über unserer Gemeinde!
Emtmannsberg, den 9. November1926
Evang.-Luth. Pfarramt
Riedelbauch.
Unsere neue Website
Die neue Website der Pfarrei Emtmannsberg finden Sie unter https://www.emtmannsberg-evangelisch.de - Sie ist gegenwärtig noch im Aufbau